Ein wohlhabender, gut aussehender und gut gekleidete Mann geht aufrecht auf der rechten Seite der Straße. Das Wetter ist heiß. Die Sonne strahlt und es ist keine Wolke am Himmel zu sehen.
Auf der linken Seite der Straße geht ein gebeugter, in Lumpen gekleideter Bettler. Es regnet in Strömen.
So gehen sie neben einander her.
Nach einiger Zeit bekommt der Mann durst. Er sieht wie der Bettler im strömenden regen geht, doch er wagt ihn nicht anzusprechen. Was wäre wenn ihn jemand sehen würde wie er sich mit einem solchen unterhält? Aber nach einer weile ist sein Durst so groß, dass er nicht anders kann, als den Bettler anzusprechen:
„He, Sie! Wie wäre es wenn wir die Straßenseite tauschen würden?“
Der Bettler, dessen Kleidung schon völlig durchnässt ist, ist froh über das Angebot und nimmt es gerne an.
So tauschen die Beiden die Straßenseite.
Allerdings merken beide schnell, dass das nicht das Wahre ist:
Dem Bettler brennt die Sonne auf die ungeschützte Haut. Diese wird rot und fängt an zu schmerzen.
Dem Mann hängen die nassen Sachen am Leib und er schafft es kaum noch aufrecht zu stehen.
Also tauschen sie erneut die Straßenseite. Sie gehen weiter und weiter. Nach einiger Zeit bekommt der Mann wieder Durst, und der Bettler zittert vor Kälte.
Als ein Vogel angeflogen kommt und sich vor den Beiden in die Mitte der Straße setzt und fragt: „Ihr seht beide nicht glücklich aus. Sagt mir, was ist euer Problem.“
Der Mann und der Bettler bleiben stehen. Der Mann tritt einen Schritt auf den Vogel zu und klagt ihm sein Leid und dass sie nicht weiter wüssten. Da reckt der Vogel den Kopf und spricht: „ Keiner von euch ist in seine Welt glücklich und in der des Anderen auch nicht, also frage ich euch: Warum baut ihr euch nicht eine gemeinsame Welt?“ Der Vogel spreizte seine Flügel und erhob sich in die Luft.
Und die Beiden?
Die gingen Hand in Hand in der Mitte der Straße, wo der Himmel von einigen Wolken verdeckt war und sie von einem warmen Nieselregen und einem erfrischenden Lüftchen eingehüllt wurden.
